Tag Archive: Nadeschda Tolokonnikowa



Nacktheit, Apfel, Schlange: Nach Pussy Riot ist Apple im Visier der Orthodoxie. Wann kommt Michelangelo an die Reihe?

Ein Moskauer Berufungsgericht hat heute im Verfahren gegen drei Mitglieder der Aktionistinnengruppe Pussy Riot die Angeklagte Jekaterina Samuzewitsch freigesprochen. Die zweijährigen Haftstrafe gegen Marina Alechina und Nadeschda Tolokonnikowa wurden hingegen bestätigt. Damit ist der Kampf gegen das Böse freilich noch nicht ausgestanden.

Wie die russische Agentur Interfax in ihrem Religionskanal berichtet, fürchten sich manche orthodoxe Gläubige vor dem Logo der Firma Apple. Daher wollen sie das „Symbol der Erbsünde“ auf allen Geräten durch Kreuze ersetzen. Dieses hehre Ziel haben sie bei mehreren Kundgebungen staunenden Mitarbeitern des iPhone-Herstellers auseinandergesetzt.

Allfällige Zweifel an der Notwendigkeit solchen Tuns wischen sie mit Verweis auf Genesis 2:16–17 beiseite:

Und Jehova Gott gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baume des Gartens darfst du nach Belieben essen; 17 aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewißlich sterben.

Sollte die Duma die aktuellen Gesetzesvorlagen gegen Blasphemie und die Herabwürdigung religiöser und nationaler Werte beschließen, wollen die Antiapfelmännchen den Verkauf von Apple-Produkten verbieten lassen.

P.S.
Positiver Nachtrag: Seit 1999 gilt Homosexualität in Russland nicht mehr als Geisteskrankheit.
P.P.S.
Realativierung des positiven Nachtrags: Die orthodoxe Kirche unterstützt Initiativen, die ein allgemeines Verbot der „Propaganda von Homosexualität“ anstreben.

Sehr peinlich, Herr Putin


Da lassen Sie bei jeder Gelegenheit den Macker raushängen, hüpfen mit nackten Oberkörper durch die Taiga (solange die Fotografen anwesend sind), beschulterklatschen sich mit Judokas, und dann müssen Sie drei junge Frauen wegsperren lassen, die Ihre Meinung von Gott, Putin & Vaterland nicht teilen. Und das alles unter dem Vorwand des religiös motovierten Rowdytums“, der „Gotteslästerung“ und der „Verletzung der Gefühle Gläubiger“. Echt schwach. Sie sollten es einmal mit der Therapiegruppe Die Angst vor starken Frauen ist heilbar versuchen.

Ein Gespenst geht um in Russland…

Ein kleiner Denkanstoß:

  • Städte, in denen am 17.8.2012 Kundgebungen für Pussy Riot stattfanden: Barcelona, Belgrad, Berlin, Brighton, Brisbane, Brüssel, Budapest, Buenos Aires, Chicago, Chisinau, Derry, Dublin, Edinburgh, Florenz, Frankfurt, Genf, Göteborg, Helsinki, Kaliningrad, Kiew, Köln, Köln, Kopenhagen, Leeds, Lissabon, London, Madrid, Mailand, Marseille, Melbourne, Mendoza, Minneapolis, Montréal, Murmansk, New York City, Nizza, Odessa, Oslo, Ottawa, Paris, Plzeň, Portland, Prag, Reykjavik, Riga, Samara, San Francisco, Sidney, St. Petersburg, Stockholm, Tel Aviv, Toronto, Toulouse, Tournai, Tver, Västerås, Vilinus, Warschau, Washington, Wien.
  • Städte, in denen am 17.8.2012 Kundgebungen gegen Pussy Riot stattfanden: Moskau

Link

Punk-Bittgottesdienst


Maria Aljochina (24), Nadeschda Tolokonnikowa (22) und Jekaterina Samuzewitsch (29) sollen die Gefühle von Gläubigen verletzt haben. Besonders gekränkt hat sich wohl Wladimir Putin.

Mutter Gottes, Jungfrau, vertreibe Putin
Vertreibe Putin, vertreibe Putin.

Schwarzes Ornat, goldene Schulterklappen
Alle Bittsteller kriechen zur Verbeugung
Das Gespenst der Freiheit im Himmel
Gay-Pride ist in Ketten nach Sibirien geschickt worden

Der Chef des KGB ist ihr oberster Heiliger
Führt die Protestierer bewacht in Haft
Um den Heiligsten nicht zu betrüben
Müssen Frauen gebären und lieben

Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck
Göttlicher Dreck, Dreck, Dreck

Solidarität in Berlin

Mutter Gottes, Jungfrau, werde Feministin
Werde Feministin, werde Feministin

Kirchliches Lob für die verfaulten Führer
Prozession aus schwarzen Limousinen
In die Schule kommt der Pfarrer
Geh zum Unterricht – bring ihm Geld!

Der Patriarch Gundjaj glaubt an Putin
Besser würde der Hund an Gott glauben
Der Gürtel der Jungfrau ersetzt keine Demonstrationen
Die Jungfrau Maria ist bei den Protesten mit uns!

Mutter Gottes, Jungfrau, vertreibe Putin
Vertreibe Putin, vertreibe Putin.

(Quelle: Free Pussy Riot)


In Moskau hat am Montag der Prozess gegen die russische Punkband Pussy Riot begonnen. Die Anklage gegen Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marina Alechina lautet auf „Rowdytum“. Dafür sieht das russische Gesetzbuch bis zu sieben Jahre Haft vor. Das eigentliche Delikt dürfte wohl Majestätsbeleidigung sein: Pussy Riot haben im Februar in der Moskauer Erlöserkathedrale für die Erlösung Russlands von Wladimir Putin gebetet.

Im Bezirksgericht Chamownitscheski wurde am Montag zehn Stunden lang verhandelt, ohne dass die jungen Frauen essen, trinken oder die Toilette benutzen durften. Die Verteidigung sprach von Folter, die Richterin wies dies zurück. Die meisten Zeugen der Verteidigung wurden abgelehnt.

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