Tag Archive: Gerald Jatzek



9. Oktober 2012, 19:30 Uhr
Weinhaus Sittl
1160 Wien, Lerchenfelder Gürtel 51

„Ihr werdet’s nicht glauben, was mir passiert ist.“ So beginnen Geschichten, die man in Wien erzählt. Der Betrunkene schwadroniert im Wirtshaus, die Krankenschwester flüstert der Kollegin ins Ohr, und der Taxifahrer erzählt mit ausschweifenden Nebensätzen, während er einen Umweg nach dem anderen fährt.
Um das Glauben geht es natürlich nicht. Der gelernte Wiener weiß, dass die Grenze zwischen erlebt und erfunden so fließend ist wie jene zwischen freundlich und hinterfotzig. Schließlich gibt es mehr als eine Möglichkeit, wie sich ein Fernseher in einen toten Hund verwandeln kann.
Drei Autoren haben diese Grätzelgeschichten verfasst. Jeder von ihnen ist in einem anderen Teil der Stadt aufgewachsen. So sind auch die Geschichten vielschichtig: Manche sind rührend, manche rüpelhaft, manche trotzig und hinterlistig. Sie spielen in allen 24 Bezirken, denn mit 23 haben die Autoren kein Auskommen. Und sie spielen in den überschaubaren Orten, die in Wien seit altersher als Grätzel bezeichnet werden. Gemeint ist damit die unmittelbare Umgebung, die dörfliche Struktur in der Stadt, auf gut amerikanisch: the hood.
Zum besseren Verständnis für Unkundige und Zuagraste ist ein umfangreiches Glossar beigefügt, das Manches erklärt, aber auch neue Fragen aufwirft.

Die Autoren

  • Beppo Beyerl: Geboren in Wien-Hadersdorf, schreibt Reportagen und Geschichten über die Insassen Wiens und die Bewohner der übrigen Welt.
  • Manfred Chobot: Geboren in Wien, lebt in Meidling und Ottakring, erzählt und schreibt, weil er beides lustiger findet, als sich von der Glotze berieseln zu lassen.
  • Gerald Jatzek: Geboren in Wien, aufgewachsen in der Brigittenau, schreibt und musiziert für und über Kinder, Erwachsene und Wiener.

Die Polaroidphotos wurden vom Team marshall!yeti (Ferdinand Karl & Gerald Plattner) beigesteuert

Der Hund ist tot. Grätzelgeschichten aus 24 Wiener Bezirken, Kurzgeschichten von Beppo Beyerl, Manfred Chobot und Gerald Jatzek, Löcker Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-85409-617-7


Zwei Teams setzten sich vom Rest des Teilnehmerfeldes ab. Die Generalversammlung lag sogar lange auf Jackpot-Kurs, schwächelte dann aber. Das Ergebnis:

1. Generalversammlung 14 Punkte
2. Team Sigl 13 Punkte
3. Hanni & Nanni 11 Punkte
3. Ungreen Masters 11 Punkte
3. Weck 11 Punkte

Die dynamische Generalversammlung war nicht zu schlagen…

Die Wahl der Kreativsieger fiel uns diesmal wirklich schwer. Zahlreiche Teams lösten die Aufgabe, ein Fantasiefahrzeug aus Plastilin herzustellen, mit Bravour. Die Jury entschied sich schließlich für die Diktatoren Gmbh:

Im März waren sie Sieger, diesmal gewannen sie den Kreativpreis: die Diktatoren mit dem Mohnkuchen und der Spenderin im Vordergrund.

Die Heimhörerfrage wurde von einigen Teilnehmern richtig mit Naked Lunch beantwortet. Unser Waisenkind zog schließlich Andrea als Siegerin. Sie erhielt das Buch Der Hund ist tot. Grätzelgeschichten aus 24 Wiener Bezirken, Kurzgeschichten von Beppo Beyerl, Manfred Chobot und Gerald Jatzek, Löcker Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-85409-617-7 und ließ es sich gleich signieren.

Siegerin, Buch & Moderator sowie Applaus (unhörbar)

Die Auflösung der Heimhörerfrage lauete übrigens Naked Lunch :

An den Herrn links konnten sich viele Teilnehmer erinnern. Manche wollen ihn sogar zu sehr später Stunde im Schluwi gesehen haben.

Wir gratulieren und sehen uns hoffentlich beim nächsten Quiz am 24. Juni!


Das 8. Schluwiquiz am 25.9.2011 wurde überlegen vom Team Ecke gewonnen, das sich diesmal Die andere Ecke nannte. Die Quizprofis, die sich mit wechselnden Namen tarnen, aber von den Fotos als Quiz-Stammgäste entlarvt werden, konnten 16 von 17 Fragen richtig beantworten.

Die Gewinner beim Siegerinterview - Bild: Ebenbergers iPhone


Herausgeber (links) und Gewinner (rechts) freuen sich um die Wette.

Das ist neuer Rekord des Teams, das als Ecke bekannt ist! Damit waren sie knapp am Jackpot, der zur Zeit 240 Euro beträgt. Die Frage ist darüber hinaus: Wer kann die Seriensieger schlagen?

Der Kreativpreis in der Form eines Tiramisu (zu deutsch: Ziehmichhinauf) aus dem Hause Manuela ging an das Team Dreistein, das sich mit gezückten Löffeln auf die Köstlichkeit stürzte, bevor die Fotografin die Übergabe dokumentieren konnte…

Erstaunliche 13 richtige Lösungen trafen zur Heimhörerfrage ein. Als Preis gab es den Band Manfred Chobot / Gerald Jatzek (Hrsg.): Schmäh ohne, aber echt, Wiener Satire und Humor aus 100 Jahren, Edition Mokka, Wien 2011.

Wien zum Lachen


200 Seiten Lektüre aus Wien...

Der Wiener Schmäh ist erstens legendär und zweitens unergründlich. Nun kann man ihn zumindest in geballter Form nachlesen.
Manfred Chobot und Gerald Jatzek haben Texte von H. C. Artmann über Beppo Beyerl, Ignaz Franz Castelli, Heli Deinboek, Christian Futscher, Elfriede Gerstl, Fritz Grünbaum, Eva Laber, Christine Nöstlinger, Andreas Okopenko, Alfred Polgar, Helmut Qualtinger, Karl Kraus, Jura Soyfer und Hugo Wiener bis Helmut Zenker zusammengestellt, die ein Panorama über mehr als 100 Jahre Wiener Satire und Humor bieten.
In den Texten spiegelt sich eine Haltung, die von heiterem Spott bis zur düster melancholischen Totaldesillusion reicht. Die Autorinnen und Autoren demonstrieren eine verkehrte Wiener Welt, sie stellen die Deformation von Mensch und Gesellschaft bloß und üben mitunter beißende Kritik an den Zuständen. Dadurch entsteht ein unverwechselbares Mosaik Wiens und der Eigenart dieser Stadt von der Donaumonarchie bis in unsere Gegenwart.
Ab sofort im Buchhandel:
Schmäh ohne, aber echt, 224 Seiten, gebunden, zahlreiche Abbildungen, Edition Mokka, Wien 2011, ISBN 978-3-902693-27-3


Der Großteil der in Wien Lebenden sind Zuagraste, die sich in einer erstaunlichen Metamorphose in Wiener verwandeln. Um ihnen bei diesem Prozess behilflich zu sein, stellt die Initiative Leiwand redn hier in äußerst unregelmäßigen Abständen Unterlagen zur Weltsprache Wienerisch bereit.

Kleiner Sprachführer zum Thema Essen und Trinken in Wien II

Das Trinken

Einen noch höheren Stellenwert als das Essen genießt das Trinken. Oft gelten üppige Mahlzeiten bloß als Unterlåg (Fundament) für noch üppigeres Trinken. Da sich der Wiener aber nicht gerne als Alkoholiker bezeichnen lässt, wendet er verschiedene Methoden der Rechtfertigung an. Bei Biertrinkern ist an heißen Sommertagen die meteorologische Methode besonders beliebt. Zwaradreißg Krügel im Schåttn heißt soviel wie: Zweiunddreißig Grad Celsius.

Hitze wird also in Krügeln (ein Krügel = ein halber Liter Bier) gemessen. Das Seidl (ein Drittel Liter Bier) wird als meteorologisches Maß hingegen nicht verwendet. Das Hauptgetränk des Wieners ist jedoch der Wein, vor allem der Veltliner (Weißweinsorte). Um diesen zu trinken, pilgert er gerne zum Heurigen. Das Ergebnis solcher Besuche sind Räusche in verschiedenen Ausprägungen.

Das Vokabular

Achterl, das: Kleinste ausgeschenkte Menge in Lokalen des Stadtgebietes

an Åffn hobn: betrunken sein

ångstrudelt sein: kleines Räuschlein

åweschwabn: Ruckartig hinunterkippen

bipperln: trinken, vom lat. bibere

den Håhn kriagn: Lokalverbot ausfassen

dippln: trinken

Doppler, der: Zweiliterflasche

fett: Fett oder im Öl sein: hoher Trunkenheitsgrad; voifett: (vollfett) sehr hoher Trunkenheitsgrad; die höchste Stufe wird mit blunznfett (blutwurstmäßig betrunken) bezeichnet. Der derart erreichte Zustand ist die Fettn.

Gschlåder, das: ein schlechtes Getränk. Kommt vom „Sloda“(mhd.), einer Mischung aus Wasser und Lehm, aus der Gott laut Bibel Adam formte.

Gschpritzter, der: Mit Sodawasser verdünnter Wein. Der Gschpritzte wird grundsätzlich in einem Viertel-Glas serviert und erfreut sich höchster Beliebtheit, weil man zügig trinken kann, ohne gleich umzufallen. Beim Heurigen ist es üblich, eine Flasche Soda oder Mineral (Mineralwasser) zu ordern und selbst zu spritzen. Guat gschpritzt bedeutet dabei einen möglichst kleinen Wasseranteil.

Hådern, der: schwerer Rausch

Hülsn, die: Flasche Bier

a Lackerl: Eine besonders geringe Flüssigkeitsmenge.

Lita, der: Begibt man sich in Gesellschaft zum Heurigen, wird Wein in Karaffen (ein Liter Füllmenge) bestellt.

Ölung, die: Zustand schwerer Betrunkenheit.

Rauschkugl, die: ständig Betrunkener; sollte dieser für Nachwuchs sorgen, so entsteht ein Rauschkind.

Reiseachterl, das: Ein allerletztes Achterl Wein, um sich für den Heimweg zu wappnen.

schledern: besonders zügig trinken

Schweigl, das: mittlerer Rausch mit besonderer Redefreudigkeit

Schwipserl, das: erste milde Wirkung, kein Rausch

Schwül, der: von der Rausch-Intensität her ähnlich dem Schweigl, jedoch die wortkarge Variante

Stehachterl, das: Ein im Stehen an der Bar oder am Tresen getrunkenes Achterl

Sturm, der: In Gärung befindlicher Traubensaft, zeitigt je nach Gärungsstadium verheerende Wirkungen in Hirn und Darm.

Vierterl, das: Ein Viertel Liter, die Grundeinheit beim Heurigen

Weindippler, der: Gewohnheitstrinker

zua sein: Verschlossenheit, Unempfänglichkeit für Kommunikationsversuche.

Die Sperrstunde

Die Sperrstund ist das Schlimmste, das einem Zecher passieren kann. Individuelle Sperrstunden-Regelungen ermöglichen es jedoch, Nächte durchzumåchn.

Die Sperrstund wird auch metaphorisch für den Abgang aus dieser Welt verwendet, wobei es Gerüchten nach im Himml ka Sperrstund gibt.

Nach durchzechter Nacht wenden sich viele Übernachtige wiederum dem Biere zu. A Gulasch und a Seidl Bier ist eine beliebte Frühstücksvariante.

Aus dem Buch: Wienerisch – das andere Deutsch von Beppo Beyerl, Klaus Hirtner und Gerald Jatzek, erschienen im Bernd Rump Verlag.
Mehr: Wienerisch, Folge 1

Der Großteil der in Wien Lebenden sind Zuagraste, die sich in einer erstaunlichen Metamorphose in Wiener verwandeln. Um ihnen bei diesem Prozess behilflich zu sein, stellt die Initiative Leiwand redn hier in äußerst unregelmäßigen Abständen Unterlagen zur Weltsprache Wienerisch bereit.

Kleiner Sprachführer zum Thema Essen und Trinken in Wien I

Das Essen

Tomasz Sienicki, Creative Commons

Eines der ersten Wörter, die ein Wiener Kleinkind beherrscht, lautet Papperl (Essen). Der erwachsene Wiener schätzt dieses Papperl umso mehr, je kalorienreicher es ist. Besondere Bevorzugung genießen deshalb sämtliche panierte Speisen. (Panier: Ummantelung von Fleisch, Käse oder Gemüse durch Ei, Mehl und Weißbrotkrümel)

Vom beliebten Båckhendl (paniertes Huhn, in Öl schwimmend gebacken) kommt die Bezeichnung für den dicken Bauch des Wieners – Båckhendlfriedhof. Träger eines solchen gelten als blad oder gfüllt. Deren Lieblingsbeschäftigung lautet habern, eischneidn oder zwickn.

Isst der Wiener nicht zu Hause, so geht er ins Beisl. Kehrt er dort öfters ein, handelt es sich bestimmt um sein Stammbeisl und er ist mit dem Kobara (Wirten) per Du.

Die Speisekarte

Der Mågnfoaplan(Magenfahrplan, also Speisekarte) gibt Auskunft darüber, an welchen Stationen Halt gemacht werden kann.Beuschl, das: Innereien (Lunge und Herz), serviert mit Semmelknödeln.

Beuschlreißer, der: betrifft nicht die Innereien auf dem Teller, sondern die Lunge des Wieners selbst; starke Zigarette.

Faschiertes: gebratenes Hackfleisch

Gebäck, das: Die Sammelbezeichnung für alle Mundbrotsorten wie z.B. Semmel (Schrippe, Brötchen) oder Soizschtangerl (Salzstangerl)

a Gmischter: Kurzform für „gemischter Salat“

Grammelknödel, der: Kartoffelknödel mit Griebenfüllung. Wenn es aber zwischen den Zähnen grammelt (kracht), ist dies ein ernstzunehmender Hinweis, zum Zahnarzt zu gehen.

Kaiserschmarrn, der: Pfannkuchenähnliche Süßspeise, serviert mit Zwetschkenrösta (Pflaumenkompott)

Millirahmstrudel, der: Milchrahmstrudel, beliebte Süßspeise mit dickflüssiger Vanillesauce

Palatschinke, die: Eine typisch wienerische, also eine romanisch-slawisch-ungarische Wortschöpfung. Hat nichts zu tun mit Schinken, eher mit Crèpes oder Pfannkuchen. Die köstliche Topfenpalatschinke, oft nur in Form des Kürzels Topfnpala ausgesprochen ist nur ungenügend zu übersetzen mit Quark-Crèpes. Wer keine Zibeben (Rosinen) mag, sollte dies dem Kellner rechtzeitig sagen.

Powidldatschkerl, das: Kartoffelteig mit Pflaumenkonfitürefüllung

Schtözn, die: Stelze, Eisbein

Wiener, das: Gerne bestellt der Wiener a Wiener, woraufhin er ein Schnitzel erhält. Speziell deutschen Gästen sei gesagt, dass a Wiener keineswegs ein halbes Paar Würstchen ist, vielmehr heißt jene Wurst in Wien Frankfurter. Wer tatsächlich nur ein einziges Stück Frankfurter verzehren will, wählt einen Einspänner. Doch auch hier lauert die Gefahr der Verwechslung mit einer Kaffeespezialität.

Aus dem Buch: Wienerisch – das andere Deutsch von Beppo Beyerl, Klaus Hirtner und Gerald Jatzek, erschienen im Bernd Rump Verlag.
Mehr: Wienerisch, Folge 2